Mit der Rapmusiktherapie* kombiniere ich Rapmusik, Musiktherapie und die kognitive Verhaltenstherapie. Ebenso diskutiere ich Begriffe aus der Bindungsforschung (z.B. Gegenwartsmoment) und anderen psychotherapeutischen und philosophischen Paradigmen (z.B. systemische/ lösungsfokussierte Therapie, Konstruktivismus etc). Eine erfolgreiche Therapie gelingt hauptsächlich über eine gefestigte und professionelle Therapeut-Klient-Beziehung und bei ausreichender Veränderungsmotivation. Es ist nicht einfach, für Klienten mit Schwierigkeiten in diesen beiden Bereichen die passenden therapeutischen Angebote zu finden. Genau hierbei kann diese Methode wertvolle neue Möglichkeiten psychotherapeutischer Interventionen bieten. Die häufig zähe kognitive Arbeit wird lebendiger, kreativer und persönlicher. Durch die gleichzeitige Wirkung musikalischer Elemente werden therapeutisch erarbeitete (funktionale) Kognitionen in Form von Raptexten nachhaltig neuronal verknüpft, verarbeitet und abgespeichert. Zusätzlich bietet das gemeinsame Musizieren eine (neue) Möglichkeit des Kontaktes, wodurch zwischenmenschliche Erfahrungen, die ggf in der Vergangenheit zu kurz gekommen sind, nachgeholt werden können. Über die o.g. drei Kernbereiche (Rap, Musiktherapie, Verhaltenstherapie) wurde weltweit viel veröffentlicht und es ist möglich, sich mit nur einem der Themen ein Leben lang zu beschäftigen.
Hier aber zunächst nur kurz und knackig …
(Bitte habt Verständnis, dass die auf dieser Webseite wiedergegebenen Inhalte, Rechercheergebnisse und störungsspezifischen Behandlungskonzepte der Rapmusiktherapie lediglich auf das Wesentliche beschränkt beschrieben werden. Eine themenzentrierte Vertiefung biete ich über verschiedene Formen von Workshops und Vorlesungen an. Eine Liste mit weiterführender Literatur könnt ihr gerne bei mir anfragen.)
Durch die Kombination nonverbaler Techniken auf der musikalischen Ebene und verbaler Techniken aus dem Bereich der kognitiven Therapien, steht nicht nur eine variationsreiche Bandbreite an bereits wissenschaftlich fundierten Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung, es wird dem Patienten und dem Therapeuten ermöglicht, flexibel zwischen der musikalischen Erfahrungs- (emotionales Verständnis und Vertiefung) und der kognitiven Verständnisebene (verbale Reflektion/ bewusste Deutung) zu wechseln. Generell ist die Methode bei einer Vielzahl von Störungsbildern einsetzbar wie z.B. bei Depressionen, Ängsten, Phobien,
Störungen des Sozialverhaltens, Aufmerksamkeitsstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Suchterkrankungen, Essstörungen, Bipolaren Störungen etc. Je nach Schweregrad der Störungen sollte eine zusätzliche psychotherapeutische Behandlung (ambulant, teil- oder vollstationär) erfolgen. Eher nicht geeignet erscheint die Methode bei Klienten, die kein Interesse an Rapmusik haben oder bei denen wenig bis gar keine Behandlungs-, Veränderungsmotivation und/oder kein Leidensdruck vorhanden ist. Eine eingeschränkte Indikation bzw. Kontraindikation liegt bei Klienten mit akut psychotischen Zustandsbild und bei Klienten mit tiefgreifenden Entwicklungsstörungen vor.
Musiktherapeutisch stehen bei der Rapmusiktherapie folgende musikalische Elemente und Interventionen im Mittelpunkt: Die individuelle und häufig Vertrauen und Halt gebende Wirkung von Rhythmus, rhythmischer Erdung, Flow- und Zeiterleben innerhalb deutlicher musikalischer Strukturen und Formen der Rapinstrumentals (Beats). Die Stimme wird als Ausdrucks-, Affektregulations- und Kommunikationsinstrument trainiert.
Aus der kognitiven Verhaltenstherapie werden folgende Elemente integriert: Konkrete Zielklärung und Formulierung konkreter Veränderungswünsche (Borg-Laufs,
Hungerige 2005). Psychoedukation bezüglich der Zusammenhänge zwischen Gedanken, Gefühlen und Verhalten und experimentieren mit Alternativen (Ellis 2008, Beck 2010). (Rap)Text- und Gesprächsanalysen mit dem Klienten bezüglich persönlicher Grundannahmen/Lebensplänen (Caspar 2007), dem möglicherweise Vorhandensein von dysfunktionalen kognitiven Grundannahmen wie beispielsweise dem Konstrukt der kognitiven Triade und der erlernten Hilflosigkeit (Seligmann 2010). Eruierung und Bearbeitung ungeklärter Lebenserfahrungen und der individuellen Modellorientierung (Vorbilder) (Bandura 1994).
Selbstverständlich variiert die therapeutische Grundhaltung je nach Klient, Störungsbild und Persönlichkeit des Therapeuten. In der therapeutischen Arbeit wird sich jedoch an den Basisvariablen, wie von Rogers (1983) beschrieben, orientiert. Demnach bietet der Therapeut ein begleitendes Entdecken, Struktur, Transparenz, soziale Verstärkung und er präzisiert, spezifiziert, fasst zusammen und gibt Rückmeldungen. Die in der Therapie häufig unterschwellig aber auch explizit eingebrachten Beziehungsbedürfnisse (zum Beispiel nach Anerkennung, Autonomie, Territorialität etc. Siehe auch Sachse 2004) werden vom Therapeuten anhand der Lebensgeschichte des Klienten heraus verstanden und es wird darauf geachtet, die therapeutische Beziehungsarbeit
darauf abzustimmen (komplementäre Beziehungsgestaltung). Gleichzeitig dient der Therapeut als Gesprächs- und musikalischer Interaktionspartner, wobei auch auf der musikalischen Ebene auf die Beziehungsmotive der Klienten eingegangen werden sollte. Wo es nötig wird, konfrontiert der Therapeut, prinzipiell bleibt er jedoch ressourcen- und lösungsorientiert. Er ermutigt den Klienten verbal und musikalisch, sich mit sich selbst und dem bisher gegebenenfalls disfunktionalen Lösungsversuchen auseinanderzusetzen. In psychoedukativen Vorgesprächen wird der Klient über das eigene Störungsbild, die jeweilig indizierte Behandlungsplanung und die möglicherweise auftretenden Nebenwirkungen aufgeklärt.